Ende Mai durfte ich Jonas im Nachwuchsleistungszentrum des Chemnitzer FC besuchen. Dementsprechend möchte ich mit euch in diesem Artikel die praktische Umsetzung der Coach² – Inhalte besprechen.
Erwartungshaltung
In der Vorbereitung auf den Besuch habe ich schnell gemerkt, wie groß mein Fragenkatalog ist. Dementsprechend habe ich versucht, mich in erster Linie auf 3 Fragen zu konzentrieren und alles andere auf mich zukommen zu lassen. Die ausgewählten Fragen beziehen sich vor allem auf die Trainingsinhalte.

Austausch
Der Austausch in den Tagen bei Jonas fand gewissermaßen den ganzen Tag statt und das Themenspektrum war enorm weit gefächert. Die Coach²-Inhalte waren allpräsent, aber auch andere Themen wie GPS, Leistungsdiagnostik, Verletzungsprävention, Spielertypen, Monitoring und Trainingsprinzipien wurden kontrovers diskutiert. Mir persönlich wurde besonders in einer Diskussion im Themenbereich Athletik sehr schnell bewusst, wie sehr Jonas auch in der Praxis zu den Coach² – Inhalten steht. Sobald jemand mit seinen Trainingsinhalten vom „Fußballspielen“ abgewichen ist, holte Jonas die Person immer aus vollster Überzeugung zum „Spielen“ zurück. Überzeugung ist an dieser Stelle ein Stichwort, das später noch eine weitere Bedeutung erfährt.
Trainingsvorbereitung
Die Trainingsvorbereitung wurde grundsätzlich weit vor der Trainingseinheit begonnen. Das Trainerteam hat alles gemeinsam besprochen und diskutiert. „Alles“ bezieht sich an dieser Stelle auch auf alles, mit Ausnahme von einer Sache: Übungen. Übungen sind in der Praxis nicht vorhanden und somit ist Frage 1 auch beantwortet. In der Trainingsvorbereitung wurden ausschließlich Spielformen entwickelt und diese Spielformen wurden anschließend ganz detailliert auf ihre Belastungssteuerung untersucht. Es wurde höchster Wert auf Intensität gelegt und die Belastungszeiten – nach Raymond Verheijen – wurden genau festgehalten und in der Praxis strikt durchgezogen. Danach wurden die Mannschaften eingeteilt und alles wurde bereits weit vor Trainingsbeginn aufgebaut.
Trainingsinhalte
Inhaltich wurde die ganze Woche am aktiven Schwerpunkt „Gegnerischer Ballbesitz“ gearbeitet. Die Trainingseinheiten haben sich dahingehend unterschieden, dass morgens individueller trainiert wurde als nachmittags. In den individuellen Einheiten haben wir an einem Tag ein Stationstraining durchgeführt, welches die Fragen 2 und 3 beantwortet. Das Stationstraining war so organisiert, dass eine Gruppe durchgehend ein spielnahes Individualtraining zum Trainingsprinzip „nacharbeiten“ absolvierte, während zwei andere Gruppen zwischen einem spielnahen Individualtraining zum Schwerpunkten „1 gegen 1 am Flügel“ und einer Kleinspielform zum Schwerpunkt „Verteidigen in der Viererkette“ wechselten. In den Einheiten am Nachmittag wurden Klein- und Großspielformen durchgeführt. Je nach Belastungstag wurde unterschiedlich gecoacht. Beispielsweise wurde am Hauptbelastungstag ausschließlich Synchroncoaching angewendet, währenddessen am Vortag auch das Stopp – Coaching und das Spielpausencoaching angewendet wurde. Beeindruckend war ebenfalls das Ende unserer ersten Trainingseinheit. Wir waren uns recht schnell einig, dass die Restverteidigung nicht gut funktioniert hat, da lässt Jonas eine Mannschaft in einem Block kuscheln und fragt die andere Mannschaft nach ihrem schnellsten Spieler. Ein Lupfer über den kuscheligen Block und ein demonstrativer Lauf des schnellen Spielers und schon hatten alle anwesenden ein Bild über den angesprochenen Sachverhalt vor den Augen. Eine sehr gute Idee!

Trainingsnachbereitung
Die Trainingseinheiten wurden grundsätzlich mit dem gesamten Trainerteam nachbereitet und gleichzeitig sind aus dieser Nachbereitung auch immer wieder neue Aufgaben entstanden. An sich nichts Wildes und doch gab es eine Szene, die mich wieder an die Coach² – Inhalte erinnerte. In der ersten Trainingseinheit war Jonas mit einer kleinen und spontanen Änderung seinerseits überhaupt nicht zufrieden. Nach dem er sich jedoch einmal kurz ärgerte, ging es sofort an das nächste Thema und alles andere war wie weggeblasen. One Play at a time!
Kultur
Neben den Trainingsinhalten möchte ich euch das Thema Kultur ebenfalls nicht vorenthalten.
Da sind wir wieder an dem Punkt Überzeugung. In der Kabine der U19 des Chemnitzer FC hängt ein großes Plakat. Ein Kämpfer, das CFC-Logo und drei Wörter beschreiben alles, was ich in den Tagen erleben durfte: Bereitschaft – Überzeugung – Respekt. An einer Pinnwand habe ich eine Zielvereinbarung zwischen Spieler und Trainer entdeckt. Auf dieser Zielvereinbarung wurden zum einen individuelle und mannschaftliche Ziele festgehalten, aber zum anderen auch persönliche Ziele. Ein Spieler hat sich als Ziel gesetzt, Berufsinformationsangebote wahrzunehmen. Das hat mich persönlich sehr beeindruckt!
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