Jose Mourinho in 6 Überschriften​

In dieser Ausgabe unserer Coach2 -Stories gibt es ein kleines Portrait des „Special One“: Jose Mourinho.

„Know the Club and the Culture you get yourself into“

Seine Karriere als Cheftrainer begann Mourinho beim FC Porto. „In der Gegend wird man mit einem Verein geboren und man stirbt mit diesem Verein. Trotzdem ist es nicht immer Liebe. So war die Situation bei meiner Ankunft“, sagt Mourinho in der Dokumentation „Spielzugbuch“ (verfügbar auf Netflix). „Im Norden Portugals wird hart gearbeitet. Fans geben alles für ihren Club, wenn die Mannschaft ihre Werte vertritt.“ Auf der Basis verpflichtete Mourinho viele lokale Spieler, die eine Verbindung zum Club hatten und die Werte wie Aufopferung und harte Arbeit ausstrahlten. Eine Mannschaft ohne jemanden mit Titel. 

Diese Verbindung zahlte sich aus. In zwei Jahren verlor Porto kein einziges Heimspiel (eine Serie, die sich bei Chelsea fortsetzte) und gewann eine Reihe von Titeln inklusive der Champions League.

Learning für Trainerinnen & Trainer: Wissen wir immer genau, worauf wir uns einlassen? Treten wir eine neue Stelle an, sind wir uns dann der Umstände und Abläufe innerhalb des Vereins oder der Region bewusst? Wir sind eben nicht immer nur Fußballtrainer, die eine Mannschaft trainieren. An uns werden ebenfalls Erwartungen von Fans, Sponsoren und vielen anderen gestellt. Diese zu kennen, kann einen Unterschied machen.

„Be prepared“

In der Auslosung für das Viertelfinale wurde Manchester United als das härteste Los eingeschätzt, während Porto als „leichtes Los“ galt. Mourinho war sich dessen bewusst und spielte eines seiner berühmten „Mindgames“. Er prahlte in allen Zeitungen und Interviews, dass „wir unbedingt gegen Manchester spielen wollen“. Er erzeugte eine Atmosphäre, in der alle gegen United spielen wollten. „Wenn dann das Los auf United fällt, sind wir schon vorbereitet. Kommt das Los nicht, umso besser, dann gehen wir der besten Mannschaft aus dem Weg.“ Am Ende kam es wie es kommen musste: Porto zog den großen Favoriten Manchester United. Es sollte einer der ersten großen Triumphe Mourinhos werden. Im Rückspiel im Old Trafford sicherte sich Porto spät den Sieg und zog schlussendlich ins Finale ein.

Learning für Trainerinnen & Trainer: Vorbereitung ist die halbe Miete, wenn nicht mehr. Es gibt viele Situationen die wir als Fußballtrainer für uns ungenutzt lassen. Eine simple Auslosung, die sich wahrscheinlich die meisten Trainer mit ihrer Mannschaft angeschaut hätten, nutzte Mourinho, um sein Team zu verbessern. Welche Situationen laufen in deinem Traineralltag „einfach so“ ab und könntest du für dich nutzen?

„Wenn ich einen einfachen Job gewollt hätte, wäre ich in Porto geblieben: Wunderschöner blauer Stuhl, die Champions-League-Trophäe, Gott und nach Gott ich!“

„For your Family you break the Rules”

Jetzt wird es legendär. In der Champions League gegen Bayern München war Mourinho gesperrt und durfte rund um das Spiel nicht zum Team. Letztlich entschied sich Mourinho, einen Weg zu finden, das Team zu begleiten. „Wenn das Ergebnis nicht gut aussieht oder ihr meine Hilfe braucht, werde ich da sein“, war seine letzte Ansprache an das Team vor dem Viertelfinale. Was dann geschah ist wohl eine der besten Anekdoten aller Zeiten: In der Halbzeit kamen UEFA -Offizielle in die Richtung der Chelsea Kabine. Mourinho sprang kurzerhand in eine Wäschebox und wurde vom Zeugwart durch das halbe Stadion in Sicherheit gebracht. „Ich bin nicht stolz darauf, die Regeln gebrochen zu haben. Ich bin aber stolz als Freund der Spieler und ich bin stolz, für mein Team da gewesen zu sein.“ Auch wenn er sich seitdem „etwas klaustrophobisch“ fühle. 

„Druck? Was für ein Druck? Druck ist, wenn arme Menschen überall in der Welt versuchen, ihre Familien zu ernähren. Wenn sie von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang arbeiten müssen, um ihre Kinder zu füttern. Es gibt keinen Druck im Fußball.“

Learning für Trainerinnen & Trainer: Natürlich können wir jetzt schreiben: „Tu alles für dein Team“. Darum geht es im Kern allerdings gar nicht. Was Mourinho hierbei repräsentiert, ist absolute Klarheit. Die Klarheit darüber, wer er ist und welche Werte er vertritt. Für ihn stehen seine Spieler an erster Stelle und er wirkt deswegen alles, aber nicht unsicher oder unklar. Dieses Bewusstsein der eigenen Überzeugungen ist die eigentliche Botschaft. Mach dir klar, für was du stehst und was dich ausmachen soll!

Jose Mourinho gewann mit Inter Mailand 2011 die Championsleauge (Steindy (talk) 21:38, 28 November 2009 (UTC), CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons)

„The cruelty of football“

Mourinho erinnert sich an seinen Vater, ebenfalls Trainer. „Er hatte etwas erreicht und ein lukratives Angebot eines anderen Vereins bekommen. Aus Verbundenheit blieb er. Keine 4 Monate später wurde er entlassen.“ In seiner dritten Station im europäischen Fußball gewann Mourinho mit Inter Mailand alles, was es zu gewinnen gibt und beendete eine jahrelange Durststrecke der Italiener. Noch vor dem Finale fragte Real Madrid bei ihm an und stellte ihm die „größte Aufgabe im europäischen Fußball: Barcelona in der spanischen Liga zu schlagen“. Er entschied sich zu gehen, „der Zug hält kein zweites Mal“ und so verließ er noch im Moment des Triumphes, seines zweiten und bis heute letzten Champions League-Titels das Team und flog nach Madrid. Er beendete eine Trainerstation auf seine Art und Weise und nicht wie es die „Natur und Grausamkeit des Fußballs sei“, indem man rausgeschmissen wird.

Learning für Trainerinnen & Trainer: Es ist ein Thema, das selten direkt angesprochen wird – gerade im Jugend- und Amateurfußball. Aber selbst da gibt es Druck oder Mechanismen, die dafür sorgen, dass Mannschaften abgegeben werden. Jeder, der das verneint, verneint die Realität. Es geht nicht darum, dass wir dir sagen „geh!“ oder „geh nicht!“ in solchen Situationen. Aber es führt alles zurück, warum du überhaupt einmal angefangen hast, Trainer zu sein. Wenn das immer noch Bestand hat, findest du einen Konstanten Kompass in schwierigen Situationen. Mourinho ist jemand, der sich messen will und Aufgaben angeht. Seine Entscheidung war keine daher keine Überraschung.

„I don’t coach Football Players – I coach Football Teams”

2011 Finale der Copa del Rey. Mourinho überrascht und stellt zum ersten Mal überhaupt den Flügelspieler Ronaldo als „Nummer 9“ auf, mit dem reinen Fokus auf die Offensive. „Es ist meine Aufgabe, den Spielern zu helfen, aber sie müssen es selbst machen. Und jeder Spieler braucht das Team, um erfolgreich zu sein“, beschreibt er kurz seine Philosophie. „Die Teile zusammenzusetzen, ist meine Aufgabe und nicht Ronaldo zu erklären, wie er einen Freistoß zu schießen hat“. Durch einen Kopfball von Ronaldo gewinnt Real schließlich das Spiel.

Learning für Trainerinnen & Trainer: Einer der interessantesten Punkte: Fußball ist ein Sport, den wir nicht allein spielen. Spieler sind immer voneinander abhängig. Dieser erste Fokus aufs Team unterstreicht diesen Fakt und schafft ein anderes „Wir-Gefühl“. Jeder Trainer, der versucht besser zu werden, wird nach und nach einen Weg finden, die einzelnen Spieler erfolgreich (was auch immer das bedeutet) zusammenzubringen, sodass sie zusammen mehr sind als die Summe ihrer Teile. Das ist deine Aufgabe. 

Aber es steckt noch etwas ganz anderes drin: Mourinho versucht auch nicht, den einzelnen Spieler zu verändern. Er respektiert die Talente der Spieler als solche und fängt nicht an Ronaldo, zur Defensivarbeit zu verdonnern. Das gilt wahrscheinlich auch für dich. Nimmst du deine Spieler, wie sie sind und bestärkst sie darin, besser zu werden oder versuchst du, sie in etwas zu pressen, das sie nicht sind?

„We will always be a Team”

“Trophäen sind für die Geschichte des Fußballs. Die Spieler, die ich über die Jahre traf und der Zusammenhalt sind für uns“, sagt Mourinho. „Es gibt so viele ehemalige Spieler, die ich sofort anrufen könnte und die mir sofort helfen würden und andersherum. Das ist die menschliche Seite des Fußballs und das bleibt.“

Learning für Trainerinnen & Trainer: Interessante Worte eines nach außen sehr arrogant und unnahbar wirkenden Trainers.

„Ich denke nicht, dass irgendjemand mit den Leuten von der NASA über Raketenwissenschaften diskutieren würde, aber überall auf der Welt glaubt man, mit einem der wichtigsten Trainer des Spiels über Fußball diskutieren zu können. Das ist das Schöne am Fußball. Ich habe das akzeptiert“

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